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#Etappe 8

Heute haben wir einfach mal ausgeschlafen, dh. bis kurz vor 9. Das war aber auch wirklich mal nötig -schließlich waren die Nacht und der Tag gestern nicht ohne. Anschließend gab erstmal Kaffee und Porridge im Bett. Es war so wundervoll sooo entspannt in den Tag zu starten. Und das praktische war, dass wir die Utensilien auch gleich wieder spülen konnten.

 

Um 10 Uhr checkten wir aus, dieses mal mit dem Ziel Delbrück in der Nähe von Paderborn. Der Anfang der Tour führte uns an der Straße entlang, bevor wir in die Felder abbogen. Hier hatten wir eine wunderbare Aussicht auf Geseke (glauben wir zumindest).

Die ersten vier Kilometer liefen wir ausschließlich auf asphaltierten Feldwegen - war ganz gut, um reinzukommen und schnell ein paar Kilometer zu machen. Dann ging es wieder auf einen schönen Waldweg. Hier begegneten uns als Pferde getarnte Zebras - äh nein andersherum. Ansonsten war der Weg recht unspektakulär: immer geradeaus durch den Wald, dafür aber schön ruhig und vor allem schattig. Denn heute war tatsächlich der erste richtige Sommertag seit Tag 1.

 

 

Irgendwann waren wir wieder auf einem asphaltierten Radweg, der uns an Salzkotten vorbei Richtung Verne führte. Mit der Sonne im Rücken und dem Solarpanel am Rucksack zum Laden des Handyakkus liefen wir mit einer 12 min-Pace unserer Kafeepause entgegen. Zwischendurch teilte uns ein Schild mit, dass es noch 19 Kilometer bis Delbrück sind. Nach gestern klingt das irgendwie echt wenig.

Als wir das Schild "Kreis Paderborn" passierten, waren es noch drei Kilometer bis Verne. Wieso sind 3 Kilometer eigentlich so lang? Wahrscheinlich weil wir schon wieder 13 am Stück gelaufen sind ohne großartig Pause zu machen. Vielleicht sollten wir an dieser Taktik mal etwas ändern, hm.

 

 

Jedenfalls zog sich das letzte Stück wie Kaugummi und als wir endlich ankamen, mussten wir feststellen, dass die Bäckerei geschlossen war. Mist! Das "Dorfleben" ist dann halt doch ganz anders, als das Leben in der Stadt. Wir haben uns einfach viel zu sehr daran gewöhnt, dass jeder Laden und jedes Café den ganzen Tag geöffnet hat.

 

 

Aber da unser Weg ja auch Entschleunigung bedeutet und wir bisher gute Erfahrungen mit Warten gemacht haben, gönnten wir uns bei der Tanke um die Ecke ein Eis und verbrachten die Zeit bis zur Öffnung auf einer kleinen Mauer. Dann wurde die Pause halt ein bisschen länger - wir haben ja Zeit. Um 14:30 öffnete die Bäckerei, die gleichzeitig Café und Lebensmittelladen war, ihre Türen und wir machten es uns bei einem Latte Macchiatio und einem riesigen Stück Streuselkuchen gemütlich. Achja, wie herrlich entspannt das Leben doch sein kann.

 

Gut gestärkt - viel zu gut - ging es dann weiter durch Verne, vorbei an einer Schaffamilie (ohhh ein Babyschaf, Mamaschaf und schließlich kam auch noch Papaschaf als Schutzpatron dazu) wieder auf einen Radweg entlang des Boker Damms bis nach Heitwinkel. Sechs Pferde kamen angerannt und begleiteten uns bis zum Ende ihres Geheges - noch ein paar Weggefährten.

 

Ein Stückchen weiter zeigte uns ein Wegweiser, dass es nur noch 7,9 Kilometer bis zu unserem Ziel waren. Wow. Damit hatten wir nicht gerechnet. Irgendwie waren wir davon ausgegangen, dass wir noch mindestens eine zweistellige Kilometerzahl vor uns hatten. Aber umso besser, denn Wolken hatten die Sonne mittlerweile verdrängt und ein frischer Wind war aufgezogen. Ein schneller Blick in den Wetterbericht sagte auch für heute Abend Regen voraus. Wie gut, dass unser Ziel schon nah war (zumindest fast).

 

Hier erhielten wir auch die Nachricht von einem Pärchen aus Delbrück, dass sie uns ihr  Gästezimmer zur Verfügung stellen würden. Ist das nicht toll? Erfüllt voll Dankbarkeit für diese wunderbare, selbstlose Gastfreundschaft setzten wir unseren Weg fort.

Die Boker Brücke führte uns über die Lippe hinein nach Boke. Fix den Ort durchquert und weiter entlang des Radwegs nach Delbrück. Die heutige Etappe war mega unspektakulär und von der Atmosphäre eigentlich überhaupt nicht schön. Das war definitiv das komplette Gegenteil von Waldbaden, schließlich fuhr alle 10 Sekunden ein Auto an uns vorbei. Dafür hatten wir die vergangenen Tage ja viele tolle Wanderwege mit atemberaubenden Ausblicken und ruhigen, naturbelassenen Wäldern.

 

Ausblick von der Boker Brücke auf die Lippe.
Ausblick von der Boker Brücke auf die Lippe.

 

Delbrück war dann doch recht schnell erreicht. Bei der Pizzeria Al Dente legten wir einen Zwischenstopp ein. Zehn Minuten später stellten wir fest, dass dies genau die richtige Entscheidung gewesen ist. Bei einem alkoholfreien Radler, Salat und Pizza konnten wir ganz entspannt den Regentropfen bei ihrem Weg zur Erde zuschauen - wir und die Rucksäcke dabei unter dem riesigen Schirm der Terrasse. Sightseeing sollte dann wohl doch ins Wasser fallen, schade eigentlich. Dann bleibt uns halt mehr Zeit für unser Insta-Life und die Berichte. Schließlich musste ich Tag 5 noch hochladen.

 

Also saßen wir noch eine Weile in der Pizzeria. Aber als sich die von wetter.com vorausgesagten Regenlücken nicht einstellten, beschlossen wir einfach unsere Regenkleidung anzuziehen und unserer Unterkunft entgegen zu laufen. Beim Edeka füllten wir noch schnell unseren Proviant auf. Und dann suchten wir Ulrikes Haus. War das wirklich das Haus, wo keine Nummer dran stand? Okay, nochmal vor zur Straße, und ja, das sollte es sein. Also zurück zu dem Haus und da kam sie uns schon entgegen: Ulrike, unsere Gastgeberin für den heutigen Abend. Nach einer kurzen Hausbesichtigung (Wow, so ein Haus wollen wir auch!!!) kamen wir so gut ins Gespräch, dass wir unseren obligatorischen Schlafplatz-Post auf Insta vergaßen. Uns haben an diesem Abend unzählige Nachrichten erreicht, ob es uns gut geht, ob wir einen Schlafplatz gefunden haben, ob wir entführt worden sind und noch so viele mehr. Da hatten wir direkt ein schlechtes Gewissen und waren aber gleichzeitig so gerührt aufgrund der Besorgnis und Anteilnahme unserer Follower. Danke dafür!

 

Nachdem der Post erledigt war, führten wir das Gespräch mit Ulrike und ihrem Mann fort. Das wirklich ein sehr interessanter Abend mit vielen Einblicken in die menschliche Psyche. Total erschöpft und mit vielen neuen Gedankenansätzen schleppten wir uns erst weit nach Mitternacht die Treppe zu unserem Gästezimmer nach oben. Wieder ein weiterer wertvoller Moment auf unserer Reise. Danke!

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