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#Etappe 4

Am nächsten Morgen erwartete uns ein liebevoll gedeckter Frühstückstisch. Generell waren die Stunden, die wir bei Inessa verbrachten, sehr schön. Wir wären sehr gerne sogar noch länger dort geblieben, aber wir hatten ja noch ein paar hundert Kilometer zu absolvieren. Trotzdem wird diese Begegnung immer in unseren Herzen bleiben!

Der tolle Frühstückstisch! Danke :)
Der tolle Frühstückstisch! Danke :)

Als wir wieder an unserem Startpunkt abgesetzt wurden (Inessa ist doch tatsächlich extra vor der Arbeit einen Umweg dafür gefahren. Danke!!), schulterten wir unsere Rucksäcke und machten uns startklar. 

In dem Moment hielt neben uns ein LKW an, stieg aus und begrüßte uns mit Worten "Ich kenne euch. Aber ihr kennt mich nicht. Ich folge euch auf Instagram". Wir quatschten kurz und er wünschte uns noch einen schönen Tag und fuhr davon. Jenny und ich schauten uns total erstaunt an. Das ganze ist ja einfach sooooo verrückt! 


Wieder voller Motivation starteten wir den Tag mit einem schönen steilen Anstieg von Holzhausen hinauf in einen wunderschönen Nadelwald.

Der Anstieg von oben. Blick auf Holzhausen.
Der Anstieg von oben. Blick auf Holzhausen.

Das ist einfach so wundervoll. Ich bin echt total begeistert von der Gegend hier. Sogar ein Reh begrüßte uns an diesem Morgen. 


Der Weg wurde wiesiger (wenn man das so nennen kann) und so kam es, wie es kommen musste: Die nächste Zecke hatte sich eingenistet. Also Pinzette raus und das Mistvieh entfernt. Langsam gewöhnt man sich daran (leider). 


Kurze Zeit später waren wir zurück auf dem Rothaarsteig, der uns heute fast den ganzen Tag begleitete. Es ging hinab nach Würgendorf, am Haus der Wasserscheide vorbei. Dort gegenüber standen riesige, naturgeschützte Bäume. Wirklich beeindruckend. 


Der Anfang vom Zeckenweg
Der Anfang vom Zeckenweg
Wasserscheide in Würgendorf
Wasserscheide in Würgendorf

In dem Ort stellten wir uns auch der Challenge einfach irgendwo an einem Haus zu klingeln und um Wasser zu bitten. Hat wunderbar funktioniert. Vielen Dank an die liebe Frau aus Würgendorf. 


Unser Weg führte uns immer den Rothaarsteig entlang. Wir kamen durch schöne Waldstücke aber auch vorbei an viele große abgerodete Flächen. Da war bestimmt der Borkenkäfer am Werk. Schade eigentlich, aber dadurch wurde manche Aussicht auch erst zu eben dieser. 

So sieht es stellenweise auf dem Rothaarsteig aus.
So sieht es stellenweise auf dem Rothaarsteig aus.
So sah unser Weg den ganzen Tag ungefähr aus.
So sah unser Weg den ganzen Tag ungefähr aus.

Wir Namen das Risiko auf uns und durchquerten als lebensgefährlich markierte Abschnitte (wegen Baufällarbeiten, aber es war alles ruhig und das Schild auch schon etwas älter).


So ging es immer höher und höher hinauf zum Rennofen, um im Anschluss ganz ganz steil bergab zu gehen. Das war ganz schön anstrengend, da man durch den Rucksack das Gefühl hatte den Hang runtergeschoben zu werden. Aua, unsere Knie. Aber schön war der Weg trotzdem! Eine kleine Holzbrücke führte uns über einen Bach und alles, was wir bis dahin hinab gelaufen waren, ging es nun direkt wieder hinauf.

Der Rothaarsteig
Der Rothaarsteig
Wegweiser. Es sollte hinaufgehen zur Tiefenrother Höhe
Wegweiser. Es sollte hinaufgehen zur Tiefenrother Höhe

Zu dieser Zeit und wahrscheinlich auch wegen des Wetters war es hier menschenleer während wir uns den Anstieg hinauf quälten. Jetzt waren wir also im Siegerland. Unser Ziel die Tiefenrother Höhe war leider eine Enttäuschung. Regenwolken waren mittlerweile wieder aufgezogen und vernebelten uns nicht nur die Aussicht und aufgrund des einsetzenden Regens auch leider unsere geplante Pause. 


Dennoch wurde dieser Moment zu einem Tageshighlight. Leider auf meine Kosten. Da der letzte Teil des Anstieg wieder mal quer durch Sträucher und Wiese führte, wollte ich den kurzen Stop nutzen meine Beine nach Zecken abzusuchen. Dazu ließ ich die Hose runter - uns war ja schließlich die letzten 3,5 Stunden kein einziger Mensch begegnet. Und wie es kommen musste, kam genau in dem Moment ein Mann mit seinem Hund um die Ecke. Super! Wieder typisch Ich. Aber zumindest hatten wir etwas zu lachen. 

Die schöne Aussicht ist leider ins Wasser gefallen.
Die schöne Aussicht ist leider ins Wasser gefallen.

Die Karte zeigte uns einen Picknickplatz in ein paar Kilometern Entfernung an. In der Hoffnung dort einen überdachtes Plätzchen zu finden, machten wir uns im Regen auf den Weg. Jenny hatte mittlerweile wirklich Probleme mit ihrem Oberschenkel, da halfen auch die lächelnden Bäume nicht viel.

Eine kleine Aufmunterung auf unserem Weg zur nächsten Bank.
Eine kleine Aufmunterung auf unserem Weg zur nächsten Bank.

Kurz danach war besagter Platz erreicht. Leider ohne Dach, aber zum Glück hatten die Wolken das Regnen kurzzeitig eingestellt. Zusammen mit zwei anderen Wanderern genossen wir unseren leckeren Proviant nach fast 16 Kilometern und 4 Stunden Laufzeit. 


Und weiter ging's. 18 km verließen wir den Steig  - wahrscheinlich weil es kürzer ist - und tada 1 Kilometer später war er wieder da. 


Und wir liefen einfach immer weiter gerade aus. Tatsächlich gibt es nicht sonderlich viel zu berichten, da uns der Weg immer nur durch Nadelwälder führte. Der perfekte Tag zum Waldbaden also. Das einzige was sich abwechselte war der Boden: mal übersät mit Tannennadeln, mal matschig, mal stolperten wir über Wurzeln und mal war der Boden knochentrocken.

Unser Weg
Unser Weg
Die Grenzsteine begleiteten uns auf dem Rothaarsteig
Die Grenzsteine begleiteten uns auf dem Rothaarsteig
Der Baum war tatsächlich mal eine Abwechslung.
Der Baum war tatsächlich mal eine Abwechslung.
Ausblick, der vorher keiner gewesen wäre.
Ausblick, der vorher keiner gewesen wäre.

In der Diethhölztaler Hütte beim Jagdberg auf 672 m ü. NN machten wir um 16:40 Uhr unsere Mittagspause. Es gab einen kleinen Pasta-Snack, um die verbrauchten Kalorien wieder aufzufüllen, bevor es am Märchenwald vorbei hinab zur Ilse ging.


Währenddessen versuchten wir ein Video zu drehen. Tatsächlich ist das gar nicht so einfach, aber ein guter Zeitvertreib. So gehen die Kilometer  vorüber, ohne dass man es wirklich wahrnimmt. 

Die Diethhölztaler Hütte. Ein schönes Örtchen zum Pause machen.
Die Diethhölztaler Hütte. Ein schönes Örtchen zum Pause machen.
Luftlinie nach Frankfurt 88km. Wow.
Luftlinie nach Frankfurt 88km. Wow.
Märchenwald
Märchenwald
An der Ilse
An der Ilse

An der Ilse waren wir wieder in der Zeckenhölle. Ein kleiner matschiger Pfad der immer enger wurde und zwei, drei mal über die Ilse selbst führte, bescherte uns einige Zecken, die wir zum Glück rechtzeitig entdeckten. 


Da der Weg immer schlimmer wurde, ging es wieder mal an die Straße, deren Verlauf wir für 3 Kilometer folgten. Die Stimmung war mittlerweile im Keller. Die Straße nervte, Jenny hatte Schmerzen und Netz hatten wir auch keins, um uns von Jennys Schulfreundin schon etwas eher abholen zu lassen. Also mussten wir wohl oder übel weiterlaufen. 

Kaum auf der Straße, fing es auch schon an zu regnen
Kaum auf der Straße, fing es auch schon an zu regnen

Als wir die Straße wieder verlassen konnten, um an der Ilse dem Lahnwanderweg zu folgen, waren es immer noch 2 Kilometer. Und immer noch kein Empfang. Mist. Wie sollten wie denn so Bescheid sagen. In der Hoffnung, dass unsere Nachrichten innerhalb der letzten Kilometer durchgehen würden, folgten wir dem schönen Pfad schnellen Schrittes.


Und da das Leben auf unserer Seite ist, hatten wir genau an dem Punkt, an dem wir eingesammelt werden wollten, wieder Empfang.


Und so wurden wir von Melanie entgesammelt, die Jenny seit 14 Jahren nicht mehr gesehen hatte und die uns  bei sich aufnahm als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Bei einem tollen und familiären Abendessen wurden alte Geschichte erzählt bevor wir todmüde auf die Couch fielen. Danke für den schönen Abend und die Gastfreundschaft!! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Steffi (Montag, 13 Juli 2020 18:14)

    Herrlich! Vielen Dank für das teilhaben lassen an eurer Wanderung. Der schreibstil ist so wunderbar, dass man sich schon auf den nächsten Bericht freut. Weiter so. Es ist eine Freude Euch auf diese Weise zu begleiten. ��