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#Etappe 1

Endlich ist er da, unser Tag 1. Wie lange haben wir darauf hingefiebert und diesen Tag herbeigesehnt und jetzt ist es so weit und  geht gleich los. So ganz können wir es immer noch nicht begreifen - auch dann noch nicht als wir die letzten Schnallen des Rucksacks schließen und ein letztes Mal wiegen: Und er ist einfach immer noch viel zu schwer. Ein paar Kleinigkeiten werden wieder ausgeräumt - wie beispielsweise das Studentenfutter und eine Packung Kartoffelbrei. An mehr lässt sich nicht mehr sparen. 


Eigentlich könnte es jetzt losgehen, wenn nicht ein letztes Päckchen fehlen würde. So warten wir noch auf die DHL, die heute früher als gewöhnlich kommt und das langersehnte Woolpower vorbeibringt. So! Nun kann es also wirklich losgehen. Dann heißt es: Rucksack auf und ab nach draußen, noch ein Startbild für den Instagram-Account und - ganz wichtig - die Uhr starten!


Die ersten Kilometer führten uns einmal
quer durch Wiesbaden - noch ein kurzer Zwischenstopp beim Bäcker, um uns ein letztes Mal  ein Schokobrötchen und eine Käsebrezel zu gönnen. Das wird es zumindest von diesem Bäcker in nächster Zeit nicht geben.


Dem Lärm der Stadt konnten wir bereits in den Dambachtalanlagen entfliehen. Lustigerweise waren wir trotz unzähliger Touren in und um Wiesbaden noch nie dort. Ein guter Start also. Es folgten bereits die ersten Höhenmeter des Tages und da wir uns vorgenommen haben öfter Pausen zu machen, machten wir bereits dort eine kurze Rast. -  zur Rückenentlastung. Bereits jetzt - nach gerade mal 6 km - war es eine Befreiung aber auch ein ganz merkwürdiges Gefühl ohne Rucksack zu sein und ein paar Schritte zu gehen.


Anschließend ging es weiter bis zur Melibokus-Eiche, und auch wenn es hier schon berghoch ging, war das nichts gegen den darauffolgenden Anstieg Richtung Bahnholzer Kopf. Oh man war das anstrengend. Entlang des Trimmdichpfads konnten wir uns zumindest wieder ein bisschen erholen. Beim Laufen kam uns der Gedanken, dass wir heute und auch die nächsten 3 Wochen absolut keinen Termin, kein Stress, keine Arbeit haben werden. Das ist schon ein echt geiles Gefühl der Freiheit!

Dann folgte der nächste steinige Anstieg und ging über in den wunderbaren Fahrradtrail, den wir leider schon kennen und daher ganz genau wissen, was uns erwartet: Nämlich gaaaaanz viele Höhenmeter. Es wird echt Zeit, dass wir Wege laufen, die uns unbekannt sind. Das ist irgendwie ein komplett anderes Gefühl, weil man die Umgebung anders wahrnimmt.

 
Und wie gedanklich schon angekündigt, kamen sie - die Höhenmeter, - und damit eine neue Erkenntnis: der Rucksack ist eindeutig zu schwer. Mitten in der Steigung gab es dann eine Harmony FM Pause - schließlich musste Jennys Interview ja angehört werden. In dem Moment kam sogar eine Nachricht, dass wir in Wiesbaden gesehen wurden - so berühmt sind wir also schon. Aber wir sind auch kaum zu übersehen mit unserem Riesengepäck. Unser armer Rücken! Vielen Dank an dieser Stelle für die vielen motivierenden Worte, die uns auf Instagram erreichten - die waren in diesem Moment schon sehr hilfreich!!!


Weiter ging es entlang des Idsteiner Pfades, immer weiter berghoch Richtung Trompeterweg. Jenny hatte nun allerdings 3kg in der Hand statt im Rucksack. Ob das wirklich angenehmer ist? Sie meint schon.

Nach einem Stück auf dem Trompeterweg kam dann die langersehnte Bank und damit die erste wirkliche Pause. Das Schokobrötchen und den Kaffee hatten wir uns nach 13 km redlich verdient. Allein das Rucksackabsetzen und das "Schuheaus-und-Adiletten-Anziehen" war eine  Wohltat.

Nach der Stärkung ging es ein Stück abseits der Route Richtung Theißbachtalquelle, um die Wasserreserven aufzufüllen und generell zu prüfen, ob die Angaben mit den Quellen überhaupt stimmen. Und jaaaa sie stimmen!! Nach diesem kleinen Schlenker ging es zurück zur Originalroute und damit auch zurück zu den Höhenmetern!


Nach 16km kam dann ein wunderschöner Single-Trail durch einen Nadelwald und endlich ging es wieder bergab!! Yippie!

Eine Viertelstunde später waren wir zurück in der Zivilisation und durchquerten Engenhahn. Danach ging es einen ziemlich langen und breiten Betriebsweg bis nach Idstein - die schwarze Route des Rheingau Taunus Klubs, wie wir wieder einmal feststellten. Irgendwann brauchen wir einfach auch mal eine Karte mit den ganzen Routen und deren Zeichen. Bis auf eine kurze Pippi-Pause zogen wir den Weg gnadenlos durch.


Zwischen Idstein und Oberauroff hindurch kamen wir an einem kleinen Fischteich vorbei, an dem wir auch nochmal kurz unsere Füße lüfteten. Über Niederauroff erreichten wir einen Weg der uns über 5km entlang des Kesselbachs Richtung Wallrabenstein führte. So langsam kam immer mehr die Erschöpfung durch. Die Rucksäcke wurden schwerer und schwerer und allgemein war jeder Schritt plötzlich doppelt so anstrengend. Angeblich sollte nach dem Teich am Ende des Kesselbachs auch wieder eine Quelle sein. Die war aber versiegt. Eins zu eins steht es dann quasi bei der Überprüfung der Quellen-Angaben auf der Karte. 

Stattdessen mussten nun einen steilen Abstieg und mehrere umgekippte Bäume  überwinden. Das sollten aber nicht die einzigen Hindernisse bleiben. 


Nach einem Stück auf einer stark befahrenen Straße nahm das Unheil seinen Lauf. Erst wurde der Weg ziemlich bewachsen, dann total uneben, weil die Reifen von Traktoren ihre Spuren hinterlassen hatten. Und plötzlich bestand der Weg nur noch aus Brennesseln. Und Zecken. Und noch mehr Brennesseln. Und noch mehr Zecken!! Anfangs versuchten wir uns noch durchzuschlagen oder neben dem Weg auf einer Erhöhung zu laufen, aber irgendwann ging es einfach nicht mehr weiter. Wir liefen vor und wieder zurück und nach rechts und nach links und kamen einfach nicht voran. Und eigentlich war die Bundesstraße nur einen Katzensprung entfernt. Also versuchten wir dorthin zu gelangen und standen irgendwann im Unterholz zwischen Gebüsch und Ästen und
mussten uns dort irgendwie zur Straße durchschlagen. Letztlich trennten uns noch ein großer Busch und ein Graben mit hohem Gras und vereinzelten Brennesseln von der Straße. Aber es gab einfach keine andere Möglichkeit. Also hieß es: Wir machen den Weg frei! Lange Hose an, Socken drüber, Stock in die Hand und ein letztes
Mal tief durchatmen und ab durch die Hecke! Nachdem der Durchbruch geschafft war, reichte mir Jenny die Rucksäcke durch und dann standen wir endlich wieder auf Asphalt. Juhuuu!!! 



Danach machten wir uns schließlich auf die Suche nach einem Schlafplatz. Da wir nicht mehr direkt durch einen Ort kamen und noch genug Wasserreserven hatten, beschlossen wir unser Zelt am Waldrand bei Wallrabenstein aufzuschlagen. 32 Kilometer standen am Ende des Tages auf der Uhr. 


Da es aber noch sehr hell und der Hunger groß war, kochten wir erstmal eine Packung Instant-Nudeln. Man war das lecker. Nach so einem Tag hat man wirklich großen Hunger.
Das Zelt war dann auch schnell aufgebaut, aber die Nacht sollte trotzdem zu einer Katastrophe werden. 


Die wichtigste Erkenntnis war wohl die, dass man NIEMALS an einer leichten Steigung zelten sollte. Obwohl das Zelt sich nicht bewegt hat, hatten wir ständig das Gefühl den Abhang hinab zu rutschen. Und das ständige Hundegebell aus dem benachbarten Ort ließen einen ruhigen Schlaf einfach nicht zu. Aber gut, diese Erfahrungen gehören wohl einfach mit dazu. Da es gerade mal ruhig ist, versuchen wenigstens noch eine Stunde Schlaf zu bekommen. In dem Sinne: Gute Nacht! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Rita (Donnerstag, 09 Juli 2020 20:37)

    Das war ja ein harter erster Tag und auch besonders die Nacht. Ich wünsche euch mehr Glück an euren zweiten Tag. Ganz liebe Grüße Rita �